Tag des Herrn

Tag des Herrn
   hat im religiös-theol. Sprachgebrauch eine zweifache Bedeutung.
   1. bezeichnet T. d. H. den Sonntag. Der 1. Tag der Arbeitswoche wurde in der frühen Kirche (Zeugnisse des 2. Jh.) als Feier der Auferstehung Jesu begangen, in Erinnerung daran, daß sich Jesus an einem solchen Tag durch Jüngerinnen u. Jünger als lebendig erfahren ließ (Mt 28, 1; Mk 16, 2; Lk 24, 1; Joh 20, 1). Am Abend des Sonntags, d. h. nach der Arbeit, versammelte sich die Gemeinde zur Verkündigung u. zur Eucharistiefeier (Abendmahl). Kaiser Konstantin († 337) erhob den 1. Wochentag zum Ruhetag. Seit dem Spätmittelalter gilt die Mitfeier der Eucharistie am Sonntag als Gebot der Kirche (nicht so in den Kirchen der Reformation). Der christliche Sonntag trat mit der zunehmenden Entfernung der Kirche von der jüdischen Gemeinschaft an die Stelle des Sabbats im Dekalog u. beerbte diesen in der Pflicht zur Arbeitsruhe (Ex 20, 8–11; Dtn 5, 12–15). Der Sabbat (Wortbedeutung ungeklärt) wurde u. wird am 7. Wochentag begangen, seit dem babylonischen Exil als Zentrum jüdischer Religiosität: Er dient der aktualisierenden Erinnerung an den Bund Gottes mit seinem Eigentumsvolk (Jes 56, 6) u. an den Exodus (Dtn 5, 15); die Sabbatruhe wird mit dem Ruhen Gottes am Ende des Schöpfungswerks u. mit seinem Segnen des 7. Tags (Gen 2, 2 f.) begründet. Schon vom 2. Jh. v.Chr. an datieren jüdische Diskussionen über Ausnahmen von der Sabbatruhe. Jesus hielt den Sabbat als Ordnung Gottes für die Menschen ein (Mk 1, 21; 2, 27; 6, 1 f.; Lk 4, 16), nahm aber die Freiheit für sich in Anspruch, bei Heilungen über Ausnahmen von der Sabbatruhe zu entscheiden. Gottesdienstlich wird der Sabbat sowohl im Familienkreis als auch in der Synagoge mit symbolhaltigem Brauchtum gefeiert.
   2. Tag des Herrn heißt in der Bibel das Ende der zeitlichen Geschichte der Schöpfung u. der Menschheit, wenn die universale Herrschaft Gottes vor aller Augen offenbar werden wird, als Tag JHWHs, im NT auch Tag des Menschensohns, ”jener Tag“, der Tag schlechthin, der ”Jüngste Tag“, verbunden mit der Erwartung des universalen Gerichtes Gottes (Am 5, 18–20; Jes 2, 2; 1, 6 ff.; Lk 17, 24; Joh 6, 39 f.; 1 Kor 1, 8; 5, 5; Phil 1, 6 u. ö.). Der T. d. H. wurde in der kirchlichen Verkündigung oft im Sinn einer Einschüchterung eingesetzt; heutige Theologie sieht das Kommen Jesu u. die Vollendung als universale Offenbarung der Gnade Gottes.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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